Organising

Kämpfe für das Recht auf Familiennachzug

Vor dem Hintergrund zunehmender Asylrechtsverschärfungen begann die Bundesregierung 2016 auch das Recht auf Familiennachzug schrittweise aufzuheben. Während der Familiennachzug zu subsidiär Schutzberechtigten zunächst für zwei Jahre ausgesetzt und damit subtil ausgehöhlt wurde, kam es Anfang dieses Jahres zur faktischen Abschaffung dieser legalen Einreisemöglichkeit. Seit dem 16. März 2018 gilt für Geflüchtete mit subsidiärem Schutz, dass der Nachzug ihrer Ehepartner*innen und Kinder ab August zwar wieder möglich ist, aber mit einer Obergrenze von 1000 massiv eingeschränkt bleibt. Viele Betroffene haben seitdem die Hoffnung aufgegeben und denken darüber nach, ihre Angehörigen über andere Wege in Sicherheit zu bringen, gehen gar trotz lebensbedrohlicher Gefahren zurück oder verharren in einem Zustand von Verzweiflung und Unsicherheit. Doch es regt sich auch Widerstand. Betroffene organisieren sich, bilden neue Allianzen mit Verbänden, Politiker*innen, Aktivist*innen und anderen Akteuren und planen durch unterschiedliche politische Strategien an dem neuen Gesetz zu rütteln.

In diesem Workshop sollen die aktuellen Entwicklungen von der subtilen Aushöhlung zur faktischen Abschaffung des Rechts auf Familiennachzug beleuchtet und in den Kontext der langen Geschichte der Verhinderung und Ermöglichung des Familiennachzugs in der Bundesrepublik gestellt werden. Vor allem wird der Fokus auf aktuellen Kämpfen und Organisierungen für das Recht auf Familiennachzug liegen. Der Raum soll genutzt werden, um auch neue Ideen für die Mobilisierung gegen die aktuelle Gesetzeslage zu entwickeln und gemeinsam zu überlegen, wie diese Kämpfe unterstützt werden können.

Kontakt: familienlebenfueralle.bb@gmail.com, miriam.gutekunst@gmx.de

Solidarische Praktiken und Care-Logiken im Kontext von Flucht und Migration

In diesem Workshop lenken wir den Blick auf solidarische Praktiken und (Selbst-)Ermächtigungsprozesse im Bereich Flucht/Migration, die sich nicht (nur) auf den öffentlichen politischen Bühnen abspielen und deshalb auch häufig nicht wahrgenommen werden, die aber durchaus politisch sind und Grundlage transformativer Veränderungen darstellen können. Wichtig sind dabei oft affektive Beziehungen, Freundschaften und Care-Praktiken, die gegenseitige Sorge, Respekt und Empathie umfassen und gleichzeitig Hilfe und Zugang zu Ressourcen gewähren können. Wir fragen danach, wie diese solidarischen Alltagspraktiken des Caring und die darin involvierten Fürsorge-Logiken konzeptionell gefasst werden können und inwiefern sich Konzepte zu Kämpfen der Migration verknüpfen und zusammendenken lassen mit Konzepten aus Care-Debatten. Zudem ist es uns wichtig, die hierarchischen Arbeitsteilungen in Unterstützungs-Infrastrukturen aus einer intersektionalen Perspektive zu hinterfragen. Wie gehen wir um mit unterschiedlichen Positionalitäten und Ressourcen im gemeinsamen Kampf für Rechte und für ein neues Miteinander? Welche Rolle spielen in unseren Debatten (post-)migrantische Stimmen und alltagspolitische Praktiken des Caring, die sich klassischen Definitionen des Aktivismus entziehen? Schliesslich plädieren wir dafür, in aktuellen Kämpfen und Debatten um Solidarity Cities den Fokus stärker auch auf Praxen gelebter Citizenship in (halb-)privaten Sphären und auf Care-Infrastrukturen zu lenken und fragen nach Beispielen gelungener Politisierung der häufig im unsichtbaren stattfindenden Solidaritäts- und Fürsorgearbeit.

Mit Inputreferaten von:

Organisation/Einführung: